Quellen

Gedanken zur Arbeit aus der Enzyklika „Laborem exercens“ von Johannes Paul II. 1981 (hier nur Nr. 1-8)
1. Durch Arbeit besorgt sich der Mensch sein tägliches Brot und sichert seine Existenz.
2. Durch Arbeit trägt der Mensch zum Fortschritt von Wissenschaft und Technik sowie zur kulturellen und moralischen Hebung der Gesellschaft bei.
3. Der Mensch, der nach Gottes Bild geschaffen wurde, damit er sich die Erde untertan mache, ist „zur Arbeit berufen.“
4. „Die Arbeit ist eines der Kennzeichen, die den Menschen von den anderen Geschöpfen unterscheiden, deren mit der Erhaltung des Lebens verbundene Tätigkeit man nicht als Arbeit bezeichnen kann; nur der Mensch ist zur Arbeit befähigt…“.
5. „Die Arbeit trägt… ein besonderes Merkmal des Menschen…, das Merkmal der Person, die in einer Gemeinschaft von Personen wirkt; dieses Merkmal bestimmt ihre innere Qualität und macht in gewisser Hinsicht ihr Wesen aus.“
6. Einer der wichtigsten Aspekte der menschlichen Existenz ist die Arbeit. Sie ist „zeitlos und grundlegend, immer aktuell, immer neue Aufmerksamkeit und entschiedenes Zeugnis fordernd.“ Tag für Tag treten neue Fragen und Probleme auf, ,,entstehen immer neue Erwartungen, aber auch Ängste und Bedrohungen…“.
7. Der Mensch ernährt sich „nicht nur von jenem Brot, das seinen Leib am Leben hält, sondern auch von dem Brot der Wissenschaft und des Fortschritts, der Zivilisation und der Kultur…“.
8. „Die Arbeit ist sicher etwas »Altes«, so alt wie der Mensch und sein Leben auf der Erde.“
9. Die menschliche Arbeit gilt als „der wesentliche Schlüssel in der gesamten sozialen Frage, wenn wir sie wirklich vom Standpunkt des Wohls für den Menschen betrachten wollen.“
10. „Die Kirche ist überzeugt, dass die Arbeit eine fundamentale Dimension der Existenz des Menschen auf Erden darstellt.“
11. „Die Worte »macht euch die Erde untertan« sind von ungeheurer Tragweite.“ Sie stehen am Anfang der Bibel und sind zu jeder Zeit aktuell. „Sie schließen alle vergangenen Epochen der Zivilisation und Wirtschaft ebenso ein wie die heutige Wirklichkeit und die zukünftigen Entwicklungsphasen…“
12. Durch die Arbeit und in der Arbeit vollzieht sich die Herrschaft des Menschen über die Erde.
13. In der Antike wurde die körperliche Arbeit für freie Menschen als unwürdig betrachtet, deshalb wurden zu ihrer Verrichtung die Sklaven bestimmt. Das Christentum bewirkte eine grundlegende Umwälzung dieser antiken Anschauung. Selbst Jesus, der Gott war, widmete „den größten Teil seiner irdischen Lebensjahre der körperlichen Arbeit in der Werkstatt eines Zimmermanns“. Dieser Umstand ist als solcher das beredteste »Evangelium der Arbeit«…“
14. Die Arbeit an sich kann bewertet und qualifiziert werden und doch: ihre eigentliche Bedeutung und ihre Würde wurzeln nicht in der Art der geleisteten Arbeit selbst, sondern vielmehr in der Würde und im Wesen des Menschen, der die Arbeit verrichtet. „Zweck jeder vom Menschen verrichteten Arbeit…, bleibt letztlich immer der Mensch selbst.“
15. Bedrohung der Würde der Arbeit: Heute versucht man immer wieder die Arbeit als eine Art »Ware«, die der Arbeitnehmer, vor allem der Industriearbeiter, dem Arbeitgeber verkauft, zu behandeln. Hier wird nur die äußere Bedeutung der Arbeit und nicht der Mensch gesehen. Der Mensch wird „als bloßes Werkzeug behandelt“.
(Dr. Kazimierz Pajor, Stadtpfarrer Cham)

Gedanken zur Arbeit

Studie „Oktoberbrief 1949“ von Pater Josef Kentenich, Gründer der Schönstattbewegung, 1885 – 1968
„Man hat die Arbeit ihres naturgemäßen Sinnes entkleidet, hat sie herausgelöst aus dem inneren Zusammenhang mit ihrer Wurzel, dem Leben, mit dem Werk und den Konsumenten. Man hat sie auf diese Weise entpersönlicht und zum Werkzeug allseitiger Entpersönlichung gemacht. Nach Gottes Absicht soll sie affektbetonte Teilnahme sein an der schöpferischen und sich verschenkenden Tätigkeit Gottes. Man hat sie zu einem mechanischen Machertum erniedrigt.

Sie soll dem Leben und seinen Bedürfnissen dienen, nicht aber das Leben verge-waltigen und erdrosseln. Sie soll gesunde Bedürfnisse befriedigen, nicht aber hemmungslos wecken und so den Menschen versklaven und in einem Strudel hineinreissen, aus dem es nur ein Entrinnen gibt mit aussergewöhnlicher Anstrengung aller Kräfte. Die Produktion weckt Bedürfnisse, und die Bedürfnisse steigern die Produktion. So geht es weiter ins Endlose, bis der Mensch, der Herr der Schöpfung, vollendet ihr Sklave geworden ist. Er, der die Maschine erfunden, wird von ihr beherrscht. Je mehr er besitzt an Hab und Gut und Geld, desto mehr will er haben, desto rasender wird das Arbeits- und Lebenstempo. Statt der erwarteten seelischen Fülle bleibt und wächst mehr und mehr das Bewusstsein und das Gefühl der inneren Leere. Beides drängt mit elementarer Gewalt zur Flucht vor sich selbst in den Strudel des Lebens, der Arbeit und des Genusses.

Die Arbeit soll naturgemäß mit dem Werk verbunden sein, sie sollte den schöpferi-schen Gestaltungswillen wecken und befriedigen. Die Rationalisierung macht das unmöglich. Man spricht von verschiedenen Systemen wie Taylorsystem. Sie kommen alle darin überein, dass sie den Arbeitsprozess rationalisieren, die Produktion steigern, den Menschen aber wachsend entpersönlichen. Er arbeitet am laufenden Band, setzt in endloser Wiederholung immer wieder denselben mechanischen Griff, bekommt deswegen nie ein Verhältnis zum Werk seiner Hände. Die in ihm schlummernden schöpferischen Kräfte werden nicht ausgelöst, die Arbeit macht keine Freude, sie wird nie zum wahren, echten Beruf. Das wachsende Vermögen und alle Genussmöglichkeiten bieten dafür keinen vollwertigen Ersatz. All das befriedigt und befreit auf die Dauer nicht. Wohl erhält der Arbeiter für seine Mühen und seinen Schweiß Geld. Das ist aber alles so unpersönlich und macht deswegen auch unpersönlich.“
(Georg Frank, ehem. Pfarrer von Rappenbügl)